Liebe Geschwister,

assalamu alaikum wa rahmatullah wa barakatuh.

Endlich haben wir alhamdulillah die zweite grosse Station des Fastenmonats Ramadan erreicht, das zweite Drittel des Monats, das Drittel der Vergebung, nach dem Abschluss des Drittels der Barmherzigkeit.
Im ersten Drittel haben wir unsere Herzen bereinigt, die Loecher der Sünden weitgehend geschlossen. Keine Belohnungszuflüsse dürfen entweichen. Die Herzen konnten die geschenkte Barmherzigkeit aufnehmen. Das hat sicher jeder gespürt. Das Praktizieren des Glaubens war einfacher und wir haben es genossen. Ich meine, wir geniessen es immer noch.
Aber wie lange noch?

Was waere, wenn diese Loecher nur gestopft waeren? Das heisst, wenn wir diese Loecher nur provisorisch geschlossen haetten?
Ganz einfach, das Herz nimmt die Barmherzigkeit in Ramadan auf. Das spüren wir auch, jeder bei sich selbst und auch in der Familie und der Gemeinde.

Koennte sich dieses provisorische Schliessen loesen?

Bestimmt, entweder mit der Zeit oder spaetestens, wenn der Schaitan nach Ramadan aus seinem Gefaengnis im Dschahannam befreit wird. Dann wird er daran arbeiten. Bis er seine Ziele erreicht, koennte es lediglich einen Tag dauern, oder vielleicht einen Monat oder drei?
Aber das ist nicht unser Ziel, wir wünschen uns moeglichst dauerhafte, stark abgedichtete Loecher. Der Druck der Sünden muss weg. Und da hilft uns Allah taala mit der Vergebung المغفرة.
Alhamdulillah, es ist in den kommenden Tagen Zeit für Vergebung.
Was für eine Freude!
Aber jede Freude setzt Verantwortung voraus!
Und wir haben uns entschieden, Ramadan 1432/2011 in einen besonderen Ramadan zu verwandeln/ ihn zu geniessen!!!
Die Vergebung erwartet aber unsere Mitarbeit:

استغفروا ربكم إنه كان غفارا (نوح:10):
Bittet euren Herrn um Vergebung – Er ist ja Allvergebend (71:10)“.

Wie oft hatten wir Allah um Vergebung mit der Zunge gebeten und diese noch nicht erhalten? Sehr oft! Wer kann das behaupten? Du und ich! Warum? Weil wir die Sünden wieder begangen haben und wir haben keine Schmerzen gespürt.
Aber du und ich, wir haben richtig erkannt, dass es nicht ausreicht, nur mit der Zunge allein um Vergebung zu bitten. Das sind die Werke der Heuchler. Aber bei den Glaeubigen wird deren Zunge beim Vergebungsgesuche Taten folgen lassen. So beweisen sie ihre Wahrhaftigkeit und Allah nimmt ihre Bittgebete an und schenkt ihnen Seine Vergebung.

Für die Barmherzigkeit waehrend der ersten zehn Tage und Naechte durften wir an Ort und Stelle bleiben und die Barmherzigkeit empfangen.
Für die Vergebung jedoch müssen wir uns zu Allah hin bewegen

وأن استغفروا ربكم ثم توبوا إليه يمتعكم متاعا حسنا إلى أجل مسمى ويؤت كل ذي فضل فضله (هود 3)

Bittet euren Herrn um Vergebung, hierauf wendet euch Ihm in Reue zu, so wird Er euch einen schoenen Niessbrauch auf eine festgesetzte Frist gewaehren, und Er wird jedem, der voll Huld ist, Seine Huld gewaehren (11:3)“
Unsere reuige Rückkehr zu Allah ist wichtig bei der Suche nach der Verzeihung. Dann sieht Allah unsere „neuen“ zufrieden stellenden Taten und schützt uns vor den Folgen der Sünden.
Erst jetzt spüren wir keinen Druck auf den Loechern der Belohnungen und die verschlossenen Abflussroehren koennen den Versuchungen durch den Schaitan Stand halten und wir geniessen weiter den Schutz Allahs.
In den ersten zehn Tagen haben wir uns mehr mit den Zuflussroehren beschaeftigt.
In den jetzigen zweiten zehn Tagen müssen wir uns mit den Abflussroehren beschaeftigen. Wie viele sind es? Wie stark sind sie?
Jetzt die Liste vorbereiten. Die Zeit draengt. Es sind noch wenige Stunden bis zum 20. Ramadan. Erstellen wir gleich heute eine Checkliste unserer Abflussroehren?
Keine Angst, egal wie lang die Liste ist, wir dürfen die Hoffnung in Allah nicht verlieren.

ولا تيأسوا من روح الله، إنه لا ييأس من روح الله إلا القوم الكافرون(يوسف 87)

Und gebt nicht die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs auf. Es gibt die Hoffnung auf das Erbarmen Allahs nur das unglaeubige Volk auf (12:87)“.

Würden wir nicht zu Allah in Reue zurückkehren, dann stellt sich die Frage, zu wem sollen wir mit der Last der Sünden gehen, damit sie verziehen

werden? Den Fahrplan der Vergebung gibt uns Allah taala bekannt:

والذين إذا فعلوا فاحشة أو ظلموا أنفسهم ذكروا الله فاستغفروا لذنوبهم ومن يغفر الذنوب إلا الله، ولم يصروا على ما فعلوا وهم يعلمون (آل عمران 135)
Und diejenigen, die, wenn sie eine Abscheulichkeit begangen oder sich selbst Unrecht zugefügt haben, Allahs gedenken und dann für ihre Sünden um Vergebung bitten–und wer sollte die Sünden vergeben ausser Allah? – und (die) nicht auf dem beharren, was sie getan haben, wo sie doch wissen (3:135)“.

Dann verliert bitte keine Zeit. Stellt die Liste auf. Kommt zu Allah. Bittet Ihn reuig rückkehrend um Verzeihung. Wir haben KEINE andere Chance.
Es ist die ausserordentliche Zeit von Ramadan 1432/2011.
Unser geliebter Prophet und Gesandter Muhammad –Friede sei mit ihm- lehrt uns die beste Bitte um Verzeihung سيد الاستغفار
wir sollten versuchen, diese auswendig zu lernen:

" اللهم أنت ربي
„O Allah, Du bist mein Herr,
لا إله إلا أنت
es gibt keinen Gott ausser Dir,
خلقتني
Du hast mich geschaffen
وأنا عبدك
und ich bin Dein Knecht,
وأنا على عهدك ووعدك ما استطعت
und ich halte mich an Deine Abmachung und
Dein Versprechen wie ich kann,
أعوذ بك من شر ما صنعت
ich nehme Zuflucht bei Dir vor dem Boesen, das ich
fertigbrachte,
أبوء لك بنعمتك علي
ich erkenne Dir Deine Wohltat an mir an,
وأبوء بذنبي
und ich bekenne meine Sünde
فاغفر لي
also verzeihe mir,
فإنه لا يغفر الذنوب إلا أنت "
denn es verzeiht ja keiner die Sünden ausser Dir“

Wir haben uns geeinigt, dass nach dem Bitten um Vergebung die reuige Umkehr folgen soll. Wenn dies von Allah angenommen würde, dann wird Er uns die Sünden erlassen. Amin!
Nach dem Erstellen der einzelnen Sünden auf unserer Checkliste, haben wir da unsere Betroffenheit gespürt? Sind wir traurig geworden? Haben wir unter unserer Entfernung von Allah gelitten und wünschen wir uns wieder die Naehe zu Ihm?
Das ist der Anfang der Reue!
Wir sollten uns darüber freuen!
Subhanallah! Allahu akbar!
Allah gibt uns die Zeichen, dass Er unsere Reue annehmen würde!
Ya Rabb!

فمن تاب من بعد ظلمه وأصلح فإن الله يتوب عليه إن الله غفور رحيم(المائدة 39)
Und wer reuig umkehrt, nach seinem Unrecht, und sich bessert, so wendet sich Allah vergebend zu ihm, Allah ist ja verzeihend, barmherzig (5:39)“.
Was für ein Blick? Ich tue Unrecht, dann kehre ich reuig zurück, und bessere mich à dann wendet sich Allah vergebend zu mir!
Was bin ich, dass ich das verdiene?
Ich war gerade ein ungerechter Taeter, dann wendet sich ALLAH zu mir?
Danke lieber Allah dafür!

Ist Er wirklich nicht Der Groesste?
Soll ich dem Groessten nicht dienen?

Ist es nicht ein ausserordentlicher Ramadan 1432/2011, in dem ich die Zuwendung ALLAHS spüre?
Haltet bitte diese Momentaufnahme fest! Vielleicht für die Ewigkeit: ALLAH wendet sich vergebend zu uns.
Welches Geschenk koennte gewaltiger sein als das Paradies betreten zu dürfen und dass uns darin erlaubt würde, das Antlitz ALLAH taalas zu erblicken?

Ich moechte diese Momentaufnahme nicht verlieren und kehre in mein Schweigen zurück. Bis zum siebten Brief, inshallah.

Moege Allah taala uns in diesem Ramadan den Weg zur Vergebung und zur Reue erleichtern und diese Momentaufnahme, dass sich ALLAH vergebend zu uns wendet, bis zum Ende des Ramadan und darüber hinaus begleiten.

Amin! Wassalam